SOMMERHAUSEN - Sensationeller Fund im Sommerhäuser Muschelkalk: Der Amateurpaläontologe Klaus-Dieter Weiß entdeckte bei einem seiner Streifzüge durch die Sommerhäuser Steinbrüche eine vor 235 Millionen Jahren entstandene Fährte. Weiß vermutete, dass der Abdruck einem Raubsaurier zuzuordnen sei.

Sensationeller Fund im Sommerhäuser Muschelkalk: Der Amateurpaläontologe Klaus-Dieter Weiß entdeckte bei einem seiner Streifzüge durch die Sommerhäuser Steinbrüche eine vor 235 Millionen Jahren entstandene Fährte. Weiß vermutete, dass der Abdruck einem Raubsaurier zuzuordnen sei.

Mit der Fährte aus Sommerhausen ging er zu Ottmar Kleindienst, der in Kleinochsenfurt das Triasmuseum betreibt. Auch Kleindienst, der schon seit mehreren Jahrzehnten im fränkischen Raum Fossilien sammelt, war überrascht von dem Fund.

Von der Fährte wurde ein Abdruck hergestellt und an das Staatliche Museum für Naturkunde nach Stuttgart geschickt. Dort arbeitet Dr. Rainer Schoch, einer der profiliertesten Wirbeltierpaläontologen. Schoch bestätigte, dass es sich um den Abdruck eines dreizehigen Läufers handelt. Er meint, dass die Fährte nicht wirklich nach einem kleinen eidechsenähnlichen Saurier aussehe, dessen Fährten aus dem Buntsandstein bekannt sind, sondern eher wie die eines frühen Theropoden. Und das sei spannend für die Entwicklungsgeschichte.

Der Experte musste jedoch eine Einschränkung machen, dass eine dreizehige Pfote nicht eindeutig auf einen Dinosaurier hinweise. Es können auch bei Scheinkrokodilen dreizehige Abdrücke entstehen, wenn die innere und die äußere Zehe klein sind und vom Boden weggekrümmt werden. Schoch meinte, dass der Fund für diesen Zeitabschnitt ungewöhnlich sei, denn die Dinosaurier im eigentlichen Sinne entstanden erst 15 Millionen Jahre später.

Infos: Die Fährte, die Klaus-Dieter Weiß im Sommerhäuser Muschelkalk fand, ist im Triasmuseum von Ottmar Kleindienst in Kleinochsenfurt, Würzburger Straße 88, zu besichtigen. Besichtigungen nach Absprache: Tel. (0 93 31) 28 73.

Amateurpaläontologe

Der 51-jährige gebürtige Frankfurter Klaus-Dieter Weiß ist Autodidakt, der sich in der Fachwelt der Paläontologie einen Namen erworben hat. Schon seit seiner Kindheit hat sich der gelernte Maschinenschlosser für Fossilien begeistert. Einmalige Funde gelangen Weiß durch zahlreiche privat finanzierte und ehrenamtliche Grabungen an bekannten Fossilienfundstellen sowie die Teilnahme an Fossilien-Notgrabungen.

Für seine Verdienste um die Paläontologie wurde Weiß 2009 von der Paläontologischen Gesellschaft mit der Karl-Alfred-von-Zittel-Medaille ausgezeichnet. So hat Weiß eine große Zahl neuer Arten von Knochenfischen aus den Solnhofener Plattenkalken entdeckt. Von ihm stammt auch der Fund des ältesten fossilen Singvogels der Welt aus dem Oligozän. Auch der Sensationsfund des Jahres 1998, der Raubdinosaurier Juravenator starki, das Fossil des Jahres 2009, stammt von ihm, das er dem Juramuseum in Eichstätt zur Präparation und wissenschaftlichen Bearbeitung übergab. 2004 gründete Weiß den Verein Palaeo-Geo e.V., Kelkheim (www.palaeo-geo-ev.de). Besonders bekannt ist Weiß auch für seine exzellente ehrenamtliche Präparation empfindlicher und wissenschaftlich wertvoller Wirbeltierfossilien. Er ist ehrenamtlicher Denkmalpfleger Baden-Württembergs und ehrenamtlicher Mitarbeiter des Staatlichen Museums für Naturkunde in Karlsruhe, des Hessischen Landesmuseums in Darmstadt und des Juramuseums Willibaldsburg in Eichstätt.

Fränkischer Muschelkalk

Vor mehr als 200 Millionen Jahren lag Unterfranken etwa in Höhe des heutigen Nordafrikas. Und das Klima war meistens trocken und heiß. Diese Ära gilt als das älteste geologische Zeitalter des Erdmittelalters (Mesozoikum) und wird als Trias (Dreiheit) bezeichnet. Seinerzeit herrschten in der Region zunächst sehr trockene, zum Teil wüstenhafte Klimabedingungen, deren Resultat der häufig aus roten Sandsteinen bestehende Buntsandstein ist. Dann kehrte das Meer zurück und lagerte die Kalke des Muschelkalks mit seinen charakteristischen Fossilien (Ceratiten, Muscheln und Brachiopoden) ab.

Auf das Meer folgte eine erneute Verlandung und Unterfranken lag nun in einem Gebiet, das von Flüssen und Sümpfen durchzogen war. Die charakteristischen Fossilien des Unteren Keupers sind Pflanzenreste, vorwiegend Farne und Schachtelhalme. Nach einem erneuten Klimawandel zu sehr trockenen Bedingungen bildeten sich im Mittleren Keuper mächtige Gipslagen. Darüber folgte wieder eine feuchte Phase mit großen Flusssystemen, der Schilfsandstein, benannt nach den häufig vorkommenden Schachtelhalmen, die an Schilfhalme erinnern, wiederum abgelöst von einer

trockenen Periode, dem höheren Keuper. Muschelkalk findet sich in Süddeutschland vor allem in einem Bereich, der sich von Tauberfranken um Bad Mergentheim, über den Raum Würzburg, Bad Kissingen bis nach Süd-Thüringen in der Gegend um Meiningen erstreckt.